
War wieder einmal auf Twitter unterwegs. Ist ein bisschen wie Zeitunglesen für mich.
Euke Frank hatte eine emotionsgeladene Diskussion zum Berufsstand Lehrer*in losgetreten. Und Kate Raworth einen Tweet abgesetzt, wie gut Kids mit komplexer Systembetrachtung klarkommen.
Hm. Ich habe schon länger ein paar Ideen zum Schulsystem.
Wohlan, Twitter-Thread!
Kurz etwas Kontext … ich habe oft Nachhilfe gegeben, Kinder & Teenager, Volksschule bis Matura. Und an „meiner“ FH systematisches Innovieren vorgetragen. Plus – habe berufsbegleitend studiert als meine Tochter in der AHS war. Gut fürs gegenseitige „Schulstress-Verständnis“ ;)
Statement
Wir bilden nicht mehr zeitgemäß aus, sondern noch immer wie für das Industriezeitalter. Standardisierend, normierend, klassifizierend. Fließband-Denken.
Viele unserer aktuellen Probleme basieren mEn darauf. Unser Wissens- und Wertesystem hinkt gröber. Wir brauchen mehr Brückenbauer*innen. Fächerübergreifendes Denken. Teamwork. Verzahnung. Man denke nur an neue Jobs wie UX- und UI-Design.
Unser aktuelles Schulsystem erzieht Kindern – und Lehrer*innen! – diese Art des ganzheitlichen Denkens schlichtweg ab.
Nichts gegen Spezialisierung – „play to your strengths“ ist total okay. Es geht um das Abbauen von Verständnis- und Wertebarrieren. Dabei hilft, wenn man in der Ausbildung lernt, wie die Dinge zusammenhängen und zusammenspielen.
Systemdenken statt Elfenbeinturm.

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay
Generationen- und Genderdebatte, Kopf- vs. Handarbeit, Ökologie vs. Ökonomie … rückständiger Schmarrn, von dem wir uns ENDLICH lösen sollten. Beginnt in der Schule. Programmieren und (!) kochen lernen – passt! Kochbuch oder Pflichtenheft … same difference!
Die Lehrenden
Damit man das den Lehrer*inne*n leichter macht, schlage ich eiskalt eine Jobrotation vor. Und zwar Wirtschaft – Wissenschaft – Schulwesen. Wie eine Bildungskarenz. Zwischendurch einfach mal raus aus dem System Schule, in die Bereiche, für die man ausbildet. Beispiele, als „Bilder“ für den Kopf:
- AHS-Physikprofessorin arbeitet an der Uni, in der Forschung.
- Deutschlehrer arbeitet in einer Werbefirma, Texte verfassen, editieren, lektorieren.
- Geographie … in einem EU-Büro.
- Mathe … Digital-Start-Up.
Damit bleibt man auf dem neuesten Stand, was sich „außerhalb“ der Schule tut, hat es mit Erwachsenen zu tun (tut sicher zwischendurch auch gut) und erwirbt ein breiteres Berufsverständnis.
Wär‘ das nix?
Ich fänd‘ das lässig.
Die Lernenden
Für Kinder und Jugendliche: Agileres Ausbildungsdesign. Weg vom sturen Einteilen in Fächer, Altersgruppen, strikte Zeit-/Lehrpläne. Dass Disziplin hilfreich ist & Zuverlässigkeit eine wichtige Qualität, kann man anders trainieren – z. B. über Projekt- und Teamarbeiten.
Individualisierung. Stärken entdecken & fördern, bei Schwächen gezielter trainieren dürfen oder passende Alternativen suchen. Und bitte: Denken lernen lehren. Entdecken & verstehen lernen lassen. Neugierde nutzen.
Denn: Schule darf – wie Arbeit auch – Freude machen.

Bild von Alexas_Fotos auf Pixabay
Der Raum
Und nachdem die Zeit in der Schule auch wichtig für die Eltern ist … eine Kombination anstreben. Schule als betreuter Freizeitraum.
Mit entsprechenden Einrichtungen … Sportanlagen, Computer, Bibliothek, Spieleraum, Dachgarten, Küche, … dafür fehlt ja meist gar nicht soo viel – manchmal IT, oft Personal.
Aber stellt euch nur mal vor, die Schule bietet „Weekend Challenges“ an – in 48 Stunden ein Programm schreiben. Mit Vermarktungsplan. Und Mentor*innen.
Hach, so viele Möglichkeiten!
P.S. Wer den Intro-Text auf der Startseite gelesen hat und mit „altvaderisch“ nichts anfangen kann – ist ein Dialektausdruck für „überholt“.