
Nachstehend einer meiner Twitter-Threads, wieder leicht ans Blog-Format angepasst, vom 29. März.
Anlass waren die Diskussionen um das nötige Ausmaß des Testens, ob und wie sinnvoll es ist, und ein exzellentes Balkendiagramm, wo die Testergebnisse zweier Länder verglichen wurden.
Link zum Tweet mit Grafik » twitter.com/alexandreafonso
Diese Grafik zeigt schon fast übertrieben gut, wie unterschiedlich die Testergebnisse sein können, wenn sich die Teststrategie unterscheidet. Und das liegt in der Natur dieser Dinge. Wissen & berücksichtigen muss man es – besonders dann, wenn man vergleichen möchte.
Man sieht Anzahl der positiv auf das Virus getesteten Personen nach Altersgruppen. So wie ich es verstanden habe, sind das absolute Zahlen. Keine %-Angaben (nicht auf z. B. Bevölkerungszahl bezogen).
Island (blau) testet querbeet, Niederlande (rot) im Anlassfall.
(Anmerkung: Das Balkendiagramm sieht fast wie gespiegelt aus, in Island findet man bei den unter 60-jährigen mehr positiv getestete Personen, in den Niederlanden bei den über 60-jährigen.)
Verlockend, direkt zu vergleichen, oder?
Und z. B. zu sagen: „In den Niederlanden gibt es weniger Infektionen bei den unter 60-jährigen als in Island.“ Und vielleicht als Hypothese noch: „Das Schließen von Schulen in NL war wichtig.“
Gilt aber nicht ;)
Was als Schluss ok ist, selbst bei z. B. unterschiedlichen Test-Kits, weil die Zahlen so signifikant sind (Streuung/Abweichung weniger stark ins Gewicht fällt):
Es gibt einen altersbedingten Unterschied, wie man auf das Virus reagiert. Ob man sich krank fühlt bzw. wird.
Und das sind enorm wertvolle Erkenntnisse, weil man darauf basierend sinnvolle Maßnahmen setzen kann.
Derartige Eigenschaften naturwissenschaftlichen Vorgehens mitten in einer Krise kommunizieren zu müssen … puh, keine leichte Aufgabe für die Verantwortlichen. Grad wenn man Angst hat ist es extrem schwer, neue Inhalte aufzunehmen, die einen zuvor noch nie gestreift haben. Einschätzen zu können, wer zuverlässige Informationen liefert und wer nicht.
Vergleiche dazu » Dunning Kruger Effekt (das ist nicht bösartig gemeint; den Effekt kennen vielleicht doch so manche aus Erfahrung).
Ich merke, dass bei mir Trainingseffekte einsetzen. Die Berufserfahrung im Labor, mit Infektionsgefahr, Testdesigns, Auswerten, Zeit als ÖRK-Helferin – das macht es mir jetzt leichter. Ich wähle meine Quellen aber auch sehr genau aus, damit ich nicht kopflos werde.
Abschließend:
Es führen viele Wege nach Rom.
Welcher der beste ist, weiß man in solchen Fällen anfangs nicht.
Das wird erst beim Gehen und im Vergleich mit anderen Marschierenden klar.
Für die Zukunft kann man aber lernen (aka Karte zeichnen).
#HereBeDragons
Mir fällt da immer die alte Weisheit „Wer viel misst, misst viel Mist.“ ein.
Die hat man uns in der Ausbildung regelrecht eingetrichtert. Sie soll warnen, dass man beim Testen leicht Fehler machen kann, sich die Testbedingungen gut überlegen und aufpassen muss, welche Schlüsse man aus den Resultaten tatsächlich ziehen kann.
Und ehrlich – ich wäre ohne doppelte Prüfung auch schon öfters in diese Falle gestolpert, weil ich z. B. ein bestimmtes Messergebnis erhofft habe, es aber nicht so war. Aus solchen Vorkommnissen lernt man richtig viel, besonders um „sich selbst erfüllende Prophezeihungen“ zu vermeiden :)
Beitragsbild-Quelle (Virus-Visualisierung): CDC/ Alissa Eckert, MS; Dan Higgins, MAM – This media comes from the Centers for Disease Control and Prevention’s Public Health Image Library (PHIL), with identification number #23312.